Die Dulciana 8′ ist wohl eines der typischsten Register der Spätromantik. Zumindest wollen wir von keiner spätromantischen Orgel etwas hören, wenn nicht diese Dulciana. (sorry Mr. Hill)
- Unheimlich schön ist sie in der Walcker-Orgel in Tomintoul aus 1903, wo dieses Register mit Vox céleste 8′ (ab c und etwas höher gestimmt in Schwebung zur Dulciana) und einer hauchzarten Flöte 4′ in einem Schwellkasten steht, der mit Knieschweller betätigt wird, was ein fantastisches Erlebnis ist.
- Für den Orgelstimmer aber ein Problem darstellt, da eine Menge schwerer Bourdonpfeifen erst zur Seite geschleppt werden müssen.
- Ich schreibe absichtlich in Schwebung zur Dulciana ist diese fast identisch mensurierte und einen kleinen Kick schwächer intonierte Vox céleste 8′ gestimmt.Weil diese 8-Füsser sich auf der Kegellade so stark anziehen, dass man sie zweimal stimmen muss: einmal mit dem Principal, hier Diapason 8′ und dann nochmal in sich selbst also C-c-c1 etc.. Tut man das nicht, wird man sich wundern, dass nach erfolgter Stimmarbeit immer noch innerhalb der Oktaven Schwebungen zu vernehmen sind.
- Aus diesem Grund ist die in Schwebung gestimmte Vox céleste nicht immer zwangsläufig in Schwebung zu allen anderen Registern gestimmt.
- Der Schweller dieser Orgel ist eine großartige Angelegenheit: spielt man nach Principal oder Clarabella eines der drei Registers, so ist es als würde sich ein weit entferntes Fernwerk bemerkbar machen. Ätherischer Schleier, zarteste Andeutungen, und genau diese feinen Stimmen, die kaum für einen derben Bauernchor zum Mitsingen geeignet zu sein scheinen, haben es den Schotten hier angetan: they love their sound.
- Zu den Mensuren der Dulciana folgender Hinweis: C-H aus dem Bourdon entnommen, c0 auf dem nachfolgenden Blatt 1:1 aufgezeichnet, c=175mm Umfang, 56mm Durchmesser, Rollenbart mit Holzrolle, Stimmschieber ohne Berührung der Enden:
und hier zwei mp3-flies, einmal Dulciana 8′ alleine und einmal mit der Vox céleste