Doppelflöte 8′ und Bourdon 16′ Motherwell Opus 876

Der Bourdon 16′ dieser Orgel mit Baujahr 1900 ist wohl der tragendste und grundvollste Bourdon, an den ich mich erinnern kann.

Ich habe es aufgegeben selbst mit guten Mikrophonen diese Klänge in digitale Klänge umwandeln zu wollen. Das Geheimnis nämlich ist weniger der direkte meßbare Frequenzumfang und das, was man auch in dicken Baßboxen überführen kann, als die magische Verwandlung der verschiedenen Register, wenn der Bourdon hinzugegzogen wird. Wie ein hölzernes, tiefgründiges Aufatmen geschieht da, das Trompeten und Flöten wie in einem warmen Bad im Unterholz aufleuchten lassen, das in der Tat auch an Sonneneinstrahlung im waldigen Unterholz erinnern lässt. Und hierfür haben wir dann schon kaum noch Worte, weil wir bereits in eine seelische Transfiguration hinabschreiten, die philosophisch als Transzendenz bezeichnet wird und wo auch den Philosophen das Wort langsam ausgeht. (Außer unseren heutigen Philosophen, die quatschen munter weiter, ohne jedoch noch etwas an Bedeutsamkeit zuzufügen)

Nun also zu den realen Fakten, die dieses Holzgebirge in unserer Orgel im schottischen Motherwell beschreiben.

Die Mensuren des Bourdon 16′ werde ich später einfügen, da mir die Unterlagen dazu gerade fehlen. Von der Doppelflöte 8′, hier in Motherwell ist es natürlich eine Double Flute, werden dagegen fast alle Zahlen auf den Tisch gelegt, die irgendwie Bedeutung haben. Aber auch muß ich die Mensuren von C-H nachtragen.

Beginnen wir am Spieltisch, ein fast unbedeutender Zug rechts unten, neben dem Prospektprincipal (Open Diapason) zeigt uns die englische Schreibweise, die wie weitere Schreibweisen, der Sache nicht gerecht werden. Denn Flöten, das wissen wir aus Oscar Walckers reichhaltigen Besuchen und Schilderungen aus England, das waren Spezialitäten der Deutschen gegenüber den Engländern und Franzosen – und daher hätte man ihre Namen in deutsch lassen sollen.

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Auf den Pfeifen finden wir hingegen die Schreibweise der heutigen „Digitalisten“, die sehr genau wissen, dass man auf dem Internet keine Umlaute verwenden soll, weil das für allerlei „Browserkram „und anderes Chaos bedeuten kann.

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Die Doppelflöte hat ihren Namen natrülich von ihrer doppelgesichtigen Janus-Gestalt, die im doppelten Labium begründet liegt. Durch die doppelte Kernspalte kann doppelt soviel Wind fliessen, was dieser Flöte einen kräftigen Ton gibt, der auch dann später bei den einlabigen kleineren Pfeifen beibehalten wird und dort zu einem hölzernen Rauschen führt, das unmittelbar an eine Panflöte erinnert.

Die Doppellabierung wurde bei unserem Register von g°-h“ausgeführt. Die große Oktave(natürlich offen) und die Pfeifen ab c“‘ sind mit nur einem Labium gefertigt. An dem nachfolgenden Foto sieht man an der rechten Pfeifen die beiden Vorschläge der letzten Pfeife.

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Auf dem nachfolgenden Excelblatt habe ich alle wichtigen Maße dieser Pfeifen notiert. Wer weitere Fragen dazu hat, kann sich gerne an mich wenden, wir haben auch im Mensurenbuch von OW ein komplettes Mensurenblatt von diesem Register, das ich bereits dreimal in diesem Jahr an interessierte Orgelbauer gesendet habe.

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Für das Pfeifenwerk ab fs‘ hat Walcker diesem Hauptwerk eine eigene kleine Windlade spendiert, was der Repetition zugute kommt, denn es sind da weitere Relaisbälgchen angebracht, die flott reagieren. Auf diesem Foto also die Pfeifen der Doppelflöte im Vordergrund, im Hintergrund die Pfeifen des Bordun 16′.

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Diese kleine Zusatzwindlade für den Diskant ist optimal gestaltet. Damit haben wir exakt 3 Windladen fürs Hauptwerk – von der Fertigung her sind es allerdings 5 Windladen. Hier also die Diskantlade mit Ansteuerung durch Bleirohre und Ansicht der Tonventile, darunter sind die Pfeifen des Bourdun 16 von c-f‘ sichtbar.

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Die Gestaltung des Kerns ist aufwändig und filigran, wie an diesem Bild erkennbar.

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Hier eine Übersicht über das Holzwwerk im Hauptwerk dieser Orgel in Motherwell.

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Hierzu gibt es ein Video:

gerhard@walcker.com

18.Aug.2012

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