Oboen sind bei kleineren Orgeln immer Glanzpunkte, die auch meist vom Intonationsvermögen des Erbauers Kunde tun. Daher war ich anfangs sehr skeptisch ein äußerst lädiertes Pfeifenregister hier vorzufinden, dass freudlos die Flügel hängen ließ und bei dem mehr als 12 Pfeifen gefehlt haben.
Wir haben es hier mit konischen, deutschen Kehlen zu tun, die von C-f beledert sind. Und da die Belederung an der Kehle ausgespart ist, was heißt, der Platz für das Leder wurde ausgefräst, hat man nicht die Möglichkeit das Leder einfach zu entfernen. Das recht harte „Hirschleder“ wird nämlich im Alter mürbe und hart und man würde gerne darauf verzichten, weil gleiches Leder in selbiger Dicke nicht einfach herangekarrt werden kann. Wir konnten also das Leder gut überarbeiten und haben es neu aufgeleimt und sind auch dankbar nun, diesen warmen, runden Klang in der tiefen Oktave dafür bekommen zu haben.
Bei der tiefen Oktave erhält man so einen recht ordentlichen, engmensurierten Trompetenton. Ab c3 haben wir dann Labialpfeifen.
Man ist erstaunt wie gut und leicht diese Walcker-Pfeifen nach 100 Jahren anspringen und einem von der Hand gehen, wenn man zuvor in einer römischen Tamburini seine Dienste versehen musste. Denn deren Zungenpfeifen waren allesamt nicht nur schlecht mensuriert sondern ausgesucht schwierig zu handhaben und bei den kleineren Zungenpfeifen sogar mit extrem üblen Zungenmaterial bestückt. Wir haben dort praktisch alles Zungenmaterial erneuert, während hier an der Walcker nur etwa 5-6 Zungen ersetzt werden mussten.
Im Gegensatz zu Trompetenbechern müssen Oboen 100%ig in ihrer Bechermensur sitzen. Dann klingt und verschmilzt dieses Register mit allen anderen hervorragend. Besonders gern mag die Oboe hölzerne Begleiter wie Bordune, Konzert-, Travers- und Wienerflöten. Bei solch einer recht kleinen spätromantischen, wie hier die Walcker-Orgel in Kairo ist die Oboe nicht nur Soloinstrument sondern ganz elementar für Plenum und Tutti zuständig, gewissermaßen das Salz in der Suppe.
Auch die Stimmung wird bei der Oboe besser gehalten als bei kurzbechrigen Registern.
Die Oboe kann sogar mit dieser butterweichen Mixtur des Schwellwerks alleine gespielt werden (wenn die Orgel gestimmt ist.
Wir habens trotzdem gewagt eine Pleno-Tutti-Registrierung zu zeigen, gesteigert mit Sub und dann Superkoppel. Da ist allerdings noch nicht der wärmende Bordun 16 und Prinzipal 8 des Hauptwerks mit drin. Da sind wir gerade dran.
Und dann gibt’s ja bald das Fernwerk mit Gemshorn, Bordun 8 und Voce umana.
hier das Video zur Oboe:
gwm