Vox angelica und andere Schmeicheleien

Es passiert nicht sehr oft, dass man von Klängen fixiert wird. Dass man Orgelstimmen, die schon vom Namen her eine Sensation darstellen, ihre klangliche Umnebelung, ihren Glanz und ihre Unschuld auf so grundsätzliche Art auf uns herablassen, dass man unwillkürlich inne hält und sich fragt: „wie ist das möglich, und warum?“. Es gibt immer viele Erklärungen dazu, die einfachste ist wahrscheinlich die, dass man irgendwann beginnt den Klang von Orgelstimmen zu personifizieren. Und gerade hier bei der „Angelika“ ist schon sehr viel Person im Spiel.

Beachten Sie aber auch den doppellabierten Bourdon, die zarte Fernflöte, die uns als Erscheinung im F e r n werk noch eine gehörige Prise mehr Ferne und Weite berschert, ja eine meeresumwogene Flöte fehlt hier noch, dunkel und schwer wie roter Wein oder wie das Meer selbst. Und beachten Sie vor allem diese auf sehr lange Stiefel gesetzte Vox humana – etwas das eine zauberhafte Wirkung – und nur hier in diesen Oscar Walcker-Orgel findet man wirklich „märchenhaft schöne“, gleichmässig intonierte, wunderbare ‚voce humanas‘, wie ich sie mir immer in Spanien gewünscht habe, aber dort leider nie fand.

Nun diese Orgel werde ich erst später verraten, ein klanglich nie gefordertes Stück 20erJahre, verwoben mit allerlei Spielzeug, und leider auch schlecht restauriert. Nun wird sie eine ganze Zeit lang unspielbar sein.
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Eine Antwort zu Vox angelica und andere Schmeicheleien

  1. Schwebungen verschiedener Arten kann es nie zuviel in eine Orgel geben.
    Bereits 1703 hatte Görlitz zwei davon…Ja, wie es in 1910 üblich war.

    Der Vox angelica habe ich in England oft gesehen; dort geht es um die zarte, äthärische Aufgabe. Die Mensuren sind diejenige engere Prinzipalen, Salicional oder Dulciana also.
    Der scharfe Schwebung ist dagegen die Viole celeste, der auf die Solo Manual mit der Viole d’orchestre geht.
    Zwischen beiden konnte ich mir ja klar die deutsche Version vorstellen, also
    Äoline und Vox coelestis, leise wie Vox angelica, aber scharff wie Viole celeste.
    Damit haben wir drei Schwebungen.
    Viele andere existieren aber noch: Skinners Flute celeste (tatsächlich Flauto Dolce celeste), Unda-Maris (mehrere barocke Formen!), italienische Voce umana, Dolcissimo celeste (für ein Fernwerk), Spitzflöte celeste, Erzähler celeste….Und, und, und.
    Mehr als genug, um auf alle Manuale ausser Manual I und Pedal zumindest ein Schwebung zu disponieren.

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