Erforschung und Planung des Orgelklanges (Ising, Berlin 1971)

Der hier in PDF-Format vorgelegte Artikel eines Dipl. Ingenieurs, erschienen in der Walcker-Hausmitteilung Nr. 42 1971, zeigt nicht nur die Denkmuster im Orgelbau jener Zeit, sondern es sind teilweise Denkansätze und Grundlagen des Orgelbaus der Gegenwart, die auf einer geraden Linie von Helmholtz (1877) bis hin zum Fraunhofer Institut , Judith Angster, führen.

In der heutigen Zeit ist es angebracht sich nicht mit „Ausschliesslichkeiten“ abzugeben, sondern Informationen von allen möglichen Quellen und Ursachen zu bedienen. Ich persönlich halte jede Form von übertriebener Festlegung auf wissenschaftliche Erkenntnisse für ebenso schädlich, wie die ausdrückliche Ausschliessung derselben unter Berufung auf „künstlerische Freiheit“.

Ein Intonateur, der überhaupt nichts von der helmholtzschen Erkenntnis  über den Luftstrom der durch eine Pfeife sich bewegt weiß, aber in seiner künstlerischen Betrachtung aufgeht, die in völlig anderen abstrakten Bilder in ihm aufleuchten, kann einesteils freier auf seine Intuitionen reagieren – wie eben Eberhard Friedrich Walcker es tat – hat aber andererseits, wenn er von einem ihm fremden Wissen erfährt, den Nachteil, dass die Konkurrenz wenigstens besser argumentieren kann. Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass Eberhard Friedrich Walcker die Neuheiten Voglers als Grundlage seiner Dispositionsweise festlegte, und damit in seiner Zeit uptodate war. Dass diese seine Intonationskunst vielleicht mit heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht parallel gehen würde, ist ja lediglich ein Zeichen dafür, dass man gegenwartsbezogen leben soll.

Bei dem nachfolgendem Beitrag von Dipl. Ing. Ising aus dem Jahre 1971 wurden, vielleicht zum erstenmal, gute Fotografien des Einschwingvorgangs an der Pfeife erstellt, die hier zu sehen sind. Aus dem Druck und anderen Faktoren wurden Eigenschaften des Pfeifenklangs ermittelt. Änderungen an Pfeifendurchmesser und Druck erzeugen andere Teiltöne, was durch Experimente und weitere Versuche tabellarisch festgehalten wurde. Auch die Eigenschaften von Labienhöhe, breite, Kernspaltenweite, Pfeifenlänge und Bärte konnten so experimentell genauer untersucht werden. Die Verlängerung einer Pfeife z.B. erniedrigt nicht nur die Frequenz des Tones sondern wirkt ebenfalls wie eine Erniedrigung des Pfeifenaufschnittes etc..

ising02.pdf

gewalcker@t-online.de

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