Aether war bei den Griechen ein Medium oder eine Substanz des Kosmos, der in der Bewegung und Lichtflutung bestimmt wurde. Der Name „Harmonica aetheria“ (auch Harmonia aetheria, aetheris, aetherica etc.) dürfte begrifflich aus dieser romantischen oder auch goetheschen Lichtsymbolik abgeleitet worden sein. Sicher ist, dass dieses Register an die Engmensurierung der Harmonica 8′ anschliesst, das in Lautstärke etwa zwischen Äoline und Salicional anzutreffen war (disponiert von EFW in Frankfurt-Paulskirche, Ulm Münster u.a.). (Harmonica 8′ in Schramberg C=oben 50/42, unten 42/42 also wie Dolce , oberer Durchmesser weiter zur Förderung ungeradzahliger Obertöne Terz und Quinte)
Die Harmonica aetheria 3 fach, 2 2/3′ – 2′ – 1′ im IV.Manual der Walckerorgel in Riga dürfte nach folgender 2′-Mensur aus dem „Mensurenbuch Oscar Walcker“ gebaut worden sein. Bei Sauer gibt es eine Terz und bei Furtwängler & Hammer sogar Septimen in der Zusammensetzung.
An Mixturen bzw. Hilfsstimmen wurden auch während der (Spät)Romantik klar und deutlich folgende Kriterien gestellt:
1. weite Mensur (die Labienweite war auf 1/4 begrenzt, weil sonst durch Stimmen der kleinen Pfeifen schnell Einknickungen erfolgt wären)
2. Der größte Chor auf C nicht größer als 2′
3. keine Terz, am wenigsten in enger Lage (das widerspricht bereits der frühen Romantik Eberhard Fr. Walckers)
4. Beginn möglichst immer mit Oktavchor
Hugo Riemann schreibt in seinem Orgellehrebuch, ideal wären etwa
3fache Mixtur C=c1 g1 c2
4fache Mixtur C=c1 g1 c2 g2 usw.
Und wir sehen, dass die Harmonia aetheria allen diesen „Kriterien“ locker und leicht widerspricht.
Nun muss dazu gesagt werden, dass grundsätzlich alle Mixturen romantischer Orgeln wesentlich schwächer intoniert waren, als wir das heute kennen.
In der Walcker-Orgel in Bukarest, wo zwar eine schön angerichtete und orgelbewegte Disposition vorzufinden ist, hat aber, wie das in der orgelbewegten Zeit sehr oft der Fall war, ein an der Spätromantik geschultes Ohr intoniert, was sehr zurückhaltende Mixturen bewirkt hat. Und heutige Orgelbauer werden zu Recht sagen, „aber damit bekomme ich doch kein richtiges Tutti hin?!“. Dennoch ist das Tutti möglich. Denn das Geheimnis der zarten Aliquoten und Mixturen liegt in den Super-Koppeln begründet, die mit einem Schlag ein frisches Obertongeflecht im Tutti ausbreiten, dass der Orgel Helligkeit und Glanz gibt.
Meine Meinung ist, da ohnehin alle Obertöne des Grundtons mindestens eine Oktave weiter liegen , doch neben der Super-Koppel eine weitere Koppel als Super-Super-Koppel einzubauen, natürlich mit Ausbau der Aliquotstimmen, und damit die Kraft der Helligkeit, wenn gewünscht, weiter auszunutzen. Damit nämlich geben wir der ursprünglichen Intonation die Chance, weiterhin sehr differenziert bestehen bleiben zu können, und dennoch Kraft und Helligkeit an der Orgel realisieren zu können. Einen schönen runden Principal 8′ und darauf als schleierhafte Krone eine Harm.aetheria draufzusetzen, ohne den Principal zu erschrecken, das ist so möglich, selbst ein schwaches Gemshorn kann so die Obertonaufwertung durch eine Harmonica aetheria erfahren und wir haben wieder viel mehr Registriermöglichkeiten als vorher.
Für alle diejenigen, welche sich nicht direkt für Terzen und Quinten in den schwachen Mixturen entscheiden können, empfehle ich, diese Mixturen auf eine eigene Lade zu bauen und dort über Mixturensetzer programmierbar zu gestalten. Diese ist eine andere Idee als das einfache Konzept von Bares, ermöglicht nämlich die Gestaltung von differenzierten Mixturen, die eben durch Zuschalten von Terzen und Quinten unheimlich an Farbe und Kraft gewinnen können. Das kann man machen unter Zuschaltung einfach weiterer Chöre und Pfeifenreihen, oder indem man eben bei C das E als Terz oder das G als Quinte einfach mitspielt. Wir haben hier dann die Verstimmung der Temperatur mit in der Mixtur, was bei der Zuschaltung nur im Tutti aber kein ausgesprochenes Problem wäre.
Eine Harmonica aetheria kann bei solch einer technischen Einrichtung sehr leicht ohne Mixturenmaterial an einem einzigen Register Harmonica 8′ programmiert werden durch C – g – c1 – c2 . Wir haben hier nur die Schwebung der Duodezime. Dieser Mixturensetzer müsste über mindestens 2 Oktaven gehen und wir bräuchten nicht alle Möglichkeiten sondern nur Oktaven, Quinten und Terzen und eventuell Septimen.
Die Mixturen auf eine eigene Windlade zu machen hat in jedem Falle einen Vorteil durch bessere Gestaltung der Windzuführung und natürlich wollen wir bei Zuschaltung von Sub-Koppeln die Möglichkeit erhalten, hiervon die Mixturen auszuschliessen.
(gwm) 3.Mai 08