Dolce 8′ versus Viola d Gamba

Von der Dolce 8′ des I.Manuals (von Hauptwerk mag man bei fünf Registern kaum sprechen) waren überraschend viele Pfeifen vorhanden. Und zwar gab es von c-a4 nur eine fehlende Pfeife und leider die große Oktave C-H mussten wir gegen ein Gedackt aus unserem Bestand auffüllen.

Werkbuch Walcker „op.1668 Cairo“

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Die größte Überraschung aber war der Klang dieser Dolce.

Zunächst der Hinweis, dass bei konisch gestalteten Pfeifenformen versucht wird ungeradzahlige Teiltöne zu fabrizieren, das ist bei Gemshorn und Dolce zweifellos der 5te Teilton, die Terz, welche je nach Winkel dieses Konus stärker oder weniger stark in Erscheinung tritt.

Hier bei dieser Dolce also, wo ohnehin die „dulce-Süße“ im Vordergrund steht, die Klangstärke also erheblich reduziert ist, bewirkt dieser schwache Terzton ein unerhört feines, hintergründiges Raunen, das an ein durchschlagendes Register erinnert; aber eben nur „erinnert“, denn jedes „Forschergehör“, das nicht vom romantischen „In-sich-selbst-Gestalten“ inspiriert ist, wird wie unsere deutschen Neobarokkos gezeigt haben, sich einen Dorn in die Hand nehmen und die Fußlöcher erst mal auf „ordentliches“ Maß aufdrehen, damit man überhaupt einen Grundton wahrnimmt.

Da haben wir hier in Kairo Glück gehabt, von drei, vier Pfeifen abgesehen, waren alle Pfeifen beanstandungslos. Manche Stimmvorrichtung musste nachgelötet werden, mancher Pfeifenkörper wurde rundiert, aber der Klang, der hat auf dieser Hängebälglade eine Qualität, wie ich sie noch nie vorher gehört habe und ich konnte mich kaum vom Spieltisch mehr losreißen,

Die Gambe 8′ des Schwellwerks haben wir seit Weihnachten spielbar und es war schon erstaunlich welcher gewaltige Lautstärke die beiden Register unterschied. Wunderschön das Zusammenspiel mit rechter Hand auf  Gambe und linker Begleitung mit der Dolce. Das kann ich mangels Organistenausbildung Ihnen hier nicht in entsprechender Qualität zeigen: aber es ist versprochen demnächst es nachzuholen.

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und hier das Video, welches wir für diesen Zweck in Kairo gemacht haben, während draußen, drunten und drüber Revolutionsgeschrei die Stadt erfüllte:

gerhard@walcker.com  05.02.2012

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